
Das erste Smartphone – ein Familienprojekt
Unter dem Weihnachtsbaum, zum Geburtstag, egal wann – das erste eigene Smartphone ist ein besonderes Erlebnis für Ihr Kind und auch für Sie als Eltern. Mit dem Smartphone kommt eine neue Erziehungsverantwortung: Jetzt geht es darum, Ihr Kind bei der Nutzung zu unterstützen, die richtigen Apps zu installieren, technischen Schutz einzustellen, über Kommunikation und Nettiquette zu sprechen, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und bei Unsicherheiten ansprechbar zu sein.
Jedes Kind hat das Recht, in Entscheidungen, die es betreffen, gehört und ernst genommen zu werden. Dies ist nicht nur ein zentraler Aspekt der Kinderrechte, sondern auch eine wertvolle Grundlage für eine respektvolle und vertrauensvolle Eltern-Kind-Beziehung. Dialogische Entscheidungen bieten Ihnen als Eltern die Möglichkeit, gemeinsam mit Ihrem Kind nach Lösungen zu suchen, die für alle Beteiligten tragfähig sind.
Medienerziehung: leichter gesagt als getan
Eine vertrauensvolle Beziehung zu Ihrem Kind erleichtert den Austausch über Einstellungen, Gesehenes und Erlebtes – egal ob es wundervoll war oder eher erschreckend. Klare Regeln können Konflikte von Anfang an reduzieren:
- Smartphone mit und ohne SIM-Karte: Entscheiden Sie gemeinsam, ob das Smartphone mit einer SIM-Karte ausgestattet wird oder die erste Nutzung zu Hause im heimischen WLAN erprobt wird. Beide Varianten sind legitim und brauchen Ihre Begleitung.
- Einen Handytarif gemeinsam wählen: Smartphones können Kosten verursachen. Verträge schließen in der Regel Sie als Eltern ab und tragen damit auch eine Verantwortung. Um Ihr Kind für die Entstehung von Kosten zu sensibilisieren, ist es sinnvoll, gemeinsam über den Handytarif zu sprechen und die Vor- und Nachteile von einzelnen Angeboten zu erläutern.
- Installieren von Apps: Apps sind das Herzstück jedes Handys. Entscheiden Sie gemeinsam, welche Apps genutzt werden dürfen. Begleiten Sie die Installation und nutzen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Einstellungsmöglichkeiten zum Beispiel um die Privatsphäre zu verbessern. Sprechen Sie darüber wer die Kosten trägt, wenn welche anfallen.
- Offen über mögliche Risiken sprechen: Risiken wie Kostenfallen, unangemessene Ansprache oder erschreckende Inhalte können nicht vollständig vermieden werden. Besprechen Sie vorab, was Ihr Kind erwartet, und bleiben Sie offen, falls es mit Ihnen Erlebtes einordnen möchte.
- Klare Verhältnisse schaffen: Kinder empfinden ihr Handy meist als strikt privat: persönliche Nachrichten, peinliche Fotos – nicht unbedingt Inhalte, die Eltern sehen sollten. Wenn Sie als Elternteil das anders sehen, sollten Sie das vorab klären und zum Beispiel ankündigen: „Das Handy ist nur geliehen, nicht geschenkt.“
- Recht auf Privatsphäre achten: Unangekündigt das Handy zu kontrollieren, sollte ein No-Go sein. Klären Sie vorab, welche Erwartungen Sie und Ihr Kind an die Nutzung und Privatsphäre haben. Das Smartphone gleicht einem Tagebuch und das unangekündigte Kontrollieren kann einen Vertrauensbruch zwischen ihnen und Ihrem Kind bedeuten.
- Nutzungszeiten vereinbaren: Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind von Anfang an Nutzungszeiten fest, die für alle Familienmitglieder gelten können. Besonderes Augenmerk sollte auf gemeinsame Mahlzeiten, den Unterricht in der Schule und die Schlafenszeit gelegt werden.
- Probleme mit Absprachen und Einhaltung von Regeln: Konsequenzen zu ziehen, wenn vereinbarte Regeln nicht eingehalten werden, ist richtig. Die Konsequenzen sollten angemessen sein. Drohen das Smartphone wegzunehmen, hat wenig Aussicht auf Erfolg und die Umsetzung der Drohung führt möglicherweise dazu, dass das Kind sich bei Problemen – aus Angst das Handy zu verlieren – nicht an Sie wendet. Alternativ könnte die Bildschirmzeit für einzelne Apps eingeschränkt werden.
- Eltern als Vorbilder: Überdenken Sie Ihr eigenes Nutzungsverhalten und sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, was es sich in der Familie wünscht.
- Social-Media-Anwendungen: Das Smartphone hat viel zu bieten. Es ist leichter die Medienerziehung zu begleiten, wenn nicht alle Möglichkeiten auf einmal zugänglich gemacht werden. App-Stores halten mit Altersempfehlungen und Angaben, auf welche Funktionen die App zugreifen möchte, Orientierungsmöglichkeiten für Eltern bereit. Überlegen Sie gemeinsam wann Social-Media-Apps wie TikTok oder Snapchat sinnvoll sind.
Dialogische Entscheidungen erfordern Geduld und Offenheit – aber sie lohnen sich. Sie unterstützen Ihr Kind darin, Verantwortung zu übernehmen, Konflikte konstruktiv zu lösen und zu einer eigenständigen Persönlichkeit heranzuwachsen. Als Eltern tragen Sie dazu bei, die Rechte Ihres Kindes zu wahren und eine Umgebung zu schaffen, in der es sich gehört, wertgeschätzt und respektiert fühlt.
Auf diesen Seiten können Sie weitere Informationen und Unterstützung finden:
Der Mediennutzungsvertrag ist eine Online-Anwedung, die Familien darin unterstützt Regeln für das Smartphone zu vereinbaren: www.mediennutzungsvertrag.de
Anleitungen für technische Einstellungen bietet die Seite: Medien Kindersicher.
Einblicke in Comupterspiele als entscheidungshilfen finden Sie bei Spieleratgeber NRW.
Weitere Tipps für Eltern halten Schau Hin! und Klicksafe bereit.